Theatertherapie in Kurzform

Das spielerische Prinzip: Wir nehmen dem Drama durch das Spiel die Schwere, verfremden den Schrecken und nutzen die unerschöpfliche Kraft der Improvisation, um Lösungen zu finden. Im Spiel ist eine Distanz zum Problem möglich. Handlungsoptionen werden so oft überhaupt erst möglich. Spielen macht Spaß. In der Theatertherapie lachen und weinen wir viel.

Von innen nach außen: Wir geben dem Verborgenen und Verletzlichen einen Platz, schaffen für die einsamen Traumata eine Öffentlichkeit, welche heilsam sein kann. Durch das Zusammenspiel von Gedanken, Emotionen und Handlung ergibt sich ein komplexes Erleben seiner selbst und der eigenen Situation. Mentale Muster können erkannt und akzeptiert/verändert werden. Verschlossene Gefühle/Energien können Raum bekommen. Der fragmentierte Mensch kommt seiner Ganzheit näher.

Der offene Raum: Es gibt keinen Plan, kein Ziel. Der therapeutische Prozess entsteht durch die Wahrheit des Moments. Diese Gegenwärtigkeit holt den Menschen in der Krise wieder in sein Hier-und-Jetzt. Die Vermeidung des Schmerzes hat oft zum Verlust des Da-Sein-Könnens geführt, welches durch die Begegnung mit dem Schwierigem im theatertherapeutischen Raum wieder erfahrbar werden kann. Wir können alles auf die Bühne bringen, was Menschen belastet, auch über Symbolräume. Es gibt auf der Bühne meistens eine Suche nach Stimmigkeit, nach der Lösung für den Augenblick des Prozesses.

Einzelarbeit in und mit der Gruppe: Das individuelle Thema wird auf die Bühne gebracht. Der/die Protagonist*in entscheidet immer wieder neu, ob sie/er Zuschauer oder Akteur im eigenen Prozess ist. Und ob wir direkte (nah am Problem liegende) oder indirekte (häufig über symbolhaftes Spielen) Wege gehen. Ob wir uns mit der aktuellen Situation beschäftigen, mit alten grundlegenden Konflikten oder mit einer Kombination aus beidem. Manchmal wählen wir auch andere Arbeitsformen, in denen die ganze Gruppe gleichzeitig im Prozess ist.

Zuschauer/Mitspieler: Viele Erkenntnisse und Zugänge zu Verborgenem (Wissen und Gefühle) durch das Betrachten des Bühnengeschehens und dem Mitspielen in allen möglichen Rollen.

Der Zugang zu sich: Diesen haben Menschen in der Krise (und oft schon vorher) verloren. Häufig herrscht das Gefühl vor „Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist.“: In der Theatertherapie können wir uns da langsam heran spielen und der Mensch so wieder in eine tiefere Wahrnehmung seiner Selbst kommen.

Grundhaltung: Jeder Mensch hat einen sich innewohnenden Wunsch nach Entwicklung und Wachstum. In der Krise ist der Mensch gleichzeitig verletzlich, verschlossen und offen. Theatertherapie kann all dem begegnen und ungeahnte Prozesse in Gang bringen, die meistens stärkend, heilend und persönlichkeitsentwickelnd wirken – und wunderschön sein können.